Kath. Kirche St. Bonifatius
Seeheim-Jugenheim


Labyrinth zu Ostern 2003

Labyrinthtypen

Herkunft des Wortes Labyrinth

Es scheint sehr sicher, dass das Wort Labyrinth schon der minoischen Kultur auf Kreta angehörte. Man nimmt an, dass es sich dabei um einen Gruppentanz handelte. Die Labyrinth-Figur hatte eine choreographische Bedeutung. Sie skizzierte den Bewegungsablauf des Labyrinth-Tanzes. Die Forschung geht davon aus, dass "Labyrinthos" ursprünglich einen Tanz meinte, dessen Bewegungsform der besagten graphischen Figur entsprach. Das berühmte Labyrinth von Knossos war wohl kein Gebäude, sondern ein kunstvoller Tanzplatz, wobei die bedeutsame Leitfigur in den Marmor des Bodens eingelegt war.


Labyrinth oder Irrgarten?

Die Trennung zwischen Labyrinth und Irrgarten ist im heutigen Sprachgebrauch oft nicht eindeutig.

Das Labyrinth im eigentlichen Sinn bietet in der Wegführung niemals eine Wahlmöglichkeit. So kann man sich in einem Labyrinth nicht verlaufen, wie in einem Irrgarten. Die maximale Zahl der Umwege zwingt zum Abschreiten des gesamten Innenraums. Der Weg ist verschlungen und lang. Er wechselt ständig die Richtung, führt oft nahe am Ziel vorbei. Aber er ist eindeutig und führt am Ende zwangsläufig in die Mitte. Das Labyrinth hat stets eine Mitte, die zugleich Ende des Weges ist. Ist die Mitte erreicht, muss das Labyrinth auf demselben Weg verlassen werden. Der Weg beginnt von Neuem.

Ein Irrgarten bietet ein verbundenes Wegenetz, bei dem man immer wieder vor Wahlmöglichkeiten steht. Einige der Wege führen in Sackgassen. Hier gilt es dann, alternative Gänge auszuprobieren, um zum Ausgang zu gelangen. Vorstellungen eines solchen Irrgang-Systems liegen schon den schriftlichen antiken Labyrinth-Traditionen zugrunde, wie z.B. in der Sage um das minoische Labyrinth.


Am Anfang des 16. Jahrhunderts, am Übergang von Mittelalter und Renaissance findet sich im Mantuaner Skizzenbuch des Grafen Gonzaga die ersten Darstellungen von Irrgärten. In seinem Palazzo finden sich viele Darstellungen von Labyrinthen in Gemälden, Wandbildern, Bodenmustern, Zimmerdecken und in Gartenentwürfen. Das Labyrinth wird hier aus seinem religiösen Zusammenhang herausgerissen und in einen weltlichen Kontext gestellt, durch den erst die Unbestimmtheit vieler Wege möglich wurde. Der Deckenirrgarten im Palazzo Ducale hat die alte römische Form, aber der elfmal in den Labyrinthweg eingelegte Spruch "Vielleicht ja, vielleicht nein" deutet schon das Erleben eines Irrgartens an: Vielleicht stimmt der Weg, vielleicht nicht.

Das Wesentliche eines Labyrinths


Webmaster Webmaster 22.2.2003